27.04.2013 – Wiesbadener Kurier / MAINZ-KASTEL · Von Stefanie Widmann · Foto: hbz Jörg Henkel
VOLKER SCHMIDT-SKÖRIES lebt eigene Unternehmensphilosophie
In einem Unternehmen muss man erfolgreich führen können. Davon ist Volker Schmidt-Sköries überzeugt. Wie das auszusehen hat, davon hat der Geschäftsführer von Kaisers Biobäckerei ganz genaue Vorstellungen: „In jedem Menschen steckt eine Idee, ein Potenzial, was aus ihm werden könnte. Dieses Potenzial fördern und würdigen ist auch die soziale Grundidee von Kaisers“, sagt der 58-Jährige, der mit seiner Unternehmensphilosophie auch als Berater erfolgreich ist und unter anderem bei der Fraport, bei KfW und RWE Führungskräfte schult. Bei Kaiser wird das alles längst praktiziert: „Wir sind der lebende Versuch, wie man anders leben und anders arbeiten kann.“
Elf bis zwölf Millionen Euro geplanter Umsatz für 2013 „Kaisers – Ihre Biobäckerei“ ist ein erfolgreiches Unternehmen, das vor bald 40 Jahren ganz klein begann. Schmidt-Sköries, geboren in Idstein– Walsdorf hatte in Frankfurt Sozialpädagogik studiert. Mit sieben Leuten aus der Alternativszene und Spontibewegung gründete er in der Wiesbadner Blücherstraße in einem Hinterhof eine Lebens– und Arbeitsgemeinschaft um den Bäcker Theo Kaiser. „Am Anfang wurden wir als Exoten verlacht, wir würden Vogelfutter verbacken, weil wir Körnerbrot verkauften“, erinnert er sich. 1979 löste sich die Gruppe auf, aber Schmidt-Sköries machte mit einem Kumpel weiter und es kamen neue dazu. „Bis heute haben drei leitende Mitarbeiter Anteile am Betrieb, er selbst hält 60 Prozent.
Kaisers Brot wird über 15 eigene Läden sowie 120 Handelspartner vertrieben, die sich ausschließlich aus dem Biofachhandel rekrutieren. „In den 90er Jahre waren die Zeiten mal schwieriger durch die Geiz-ist-Geil-Mentalität, aber jede Krise auf dem Lebensmittelmarkt hat Bio vorangebracht und unser Brot populärer gemacht“, sagt Schmidt-Sköries. Mit zweistelligen Wachstumsraten ist Kaiser nach seinen Angaben Branchenprimus.
Er selbst hat zwar während der Wiesbadener Zeit Konditor gelernt, sich allerdings auch, weil er nach dem Studium kein Lehrer werden wollte, in der Erwachsenenbildung weitergebildet, die er sich auf die Fahne geschrieben hat. 180 Mitglieder arbeiten in dem Musterbetrieb Kaiser, den Schmidt-Sköries neuerdings als Halbtags-Geschäftsführer leitet. Das gibt dem großen Mann, der dreimal verheiratet war, Vater von fünf Kindern ist und heute mit seiner Lebenspartnerin, einer Tänzerin, in Darmstadt zusammenlebt, unter anderem mehr Zeit für sein Hobby: „Ich bin leidenschaftlicher Tangotänzer“, bekennt er, „Ich liebe die Musik, die sinnliche Harmonie, Rhythmus und habe auch nichts gegen die Sinnlichkeit.“ Mit seinem Hobby war er auch schon in New York, London, München und Wien unterwegs. „Tango, das hat auch etwas mit führen und geführt werden zu tun“, schlägt der 58-Jährige den Bogen zur Unternehmensleitung. „Man muss die eigene Achse halten und klar wissen, wo die Partnerin steht, wohin man sie führen will.“